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Hat deine Kamera eine Seele? - Ein Buchtipp

Als Bücherfreund habe ich immer einen Stapel neuer ungelesener Bücher zuhause, alles Bücher, die ich mir in letzter Zeit zugelegt habe. Vor einigen Tagen stieß ich beim Wühlen in diesem Stapel auf das Buch von David duChemin "Die Seele der Kamera" (https://www.dpunkt.de/buecher/13084/9783864904691-die-seele-der-kamera.html) und stellte mir natürlich besonders als Theologe sofort die Frage, inwieweit Kameras denn eine Seele haben können. Zum Glück hat der Autor dem Buch noch den Untertitel "... und die Rolle des Fotografen" beigefügt.

 

Das Buch zog mich sofort in seinen Bann. Es lässt sich hervorragend lesen und es ist einmal kein verkapptes Technikbuch. Wie oft habe ich mich schon in Fotolehrbüchern zu einem bestimmten Thema erst einmal durch eine allgemeine Technikanleitung gequält oder sie gleich besser überschlagen. Irgendwie meinen wohl fast alle Autorinnen und Autoren sie müssten bei Null anfangen.

David duChemin verzichtet vollkommen darauf, betont dagegen in einem sehr kurzen Kapitel (3 Seiten), dass die Technik nur das Handwerkszeug ist, dass man beherrschen muss. So wie man beim Schreiben mit einem Stift umgehen muss, der aber bei einem Gedicht, einem Brief oder einer Erzählung vollkommen in den Hintergrund tritt. So soll auch die gut beherrschte Kamera etwas Größerem dienen, gute oder sogar bessere Fotos zu machen, die Menschen berühren - Fotos, in die Fotografinnen  bzw. Fotografen ihre Seele haben einfließen lassen. 

Die beiden nächsten Kapitel "Die Entdeckung des Sehens" und "Achtsamkeit in der Sprache" gehen hier in die Tiefe, sind aber sehr gut lesbar. Sie sind für mich wesentliche Schwerpunkte dieses Buches und werden in den folgenden Essays noch konkreter entfaltet, die Achtsamkeit z. B. in den Kapiteln "Geduld", "Den Moment erfassen" oder "Die Bereitschaft zum Loslassen". Als achtsamer Mensch überzeugt mich dieses Buch und ich ärgere mich fast, dass es schon einige Wochen ungelesen in dem Stapel lag. Die Entdeckung des Sehens, die man fast als Sehschule bezeichnen könnte, kommt natürlich nicht zu kurz, sie zieht sich durch alle Kapitel. Alleine die Überschriften sind schon reizvoll und motoivierend, z. B. "Ohne Liebe geht es nicht", "Die Absage an Regeln" oder auch das letzte Kapitel "Das Streben nach Meisterschaft".

"Was uns fehlt, sind nicht bessere Kameras, sondern bessere Fotografen" (und natürlich auch Fotografinnen) - Mit dieser Aussage beginnt sein Fazit am Ende des Buches, und das sagt schon alles. Mich hat dieses Buch im positiven Sinn getroffen, es hat meine Seele berührt. Ob meine Fotos jetzt besser werden, wird sich zeigen. Aber auch das ist ein Prozess, der mit diesem Buch angestoßen wurde.

 

 

P. S.  Dieses Buch ist auch bebildert mit hervorragenden Schwarzweißfotos, die genaues Hinschauen lohnen, die schon Sehschule sind. Alleine für die Bilder würde sich das Buch schon lohnen.

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Das Foto ist auf der Frankfurter Buchmesse im Pavillon des Gastlandes Georgien entstanden.