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So viele Bücher

So allmählich wird es zur Routine jedes Jahr im Herbst die Buchmesse in Frankfurt zu besuchen. So viele Bücher bekommt man als Büchernarr oder auch Leseratte sonst nie zu Gesicht. Aber auch das Drumherum ist für mich als Fotografen höchst interessant. Inzwischen kenne ich mich ja auch in der Messe Frankfurt recht gut aus und kann den Messetag daher in aller Achtsamkeit genießen. Hier bekomme ich auch im Gegensatz zur Photokina problemlos mein Presseticket und kann an den Fachbesuchertagen zur Messe. Vor einigen Jahren war ich mal am Wochenende dort, das tue ich mir nie wieder an. Da hilft auch die Achtsamkeit nicht mehr.

In diesem Jahr war mein erstes Ziel ein Vortrag bei "BOOKS on DEMAND", weil ich ja immer noch davon träume, meine Ideen aus diesem Blog zu vertiefen und als Buch zu veröffentlichen. Vielleicht ist das ja eine Möglichkeit. Ein weiterer Vortrag an einem anderen Stand, der Hilfe zu mehr Likes versprach, blieb trotz hoher Zuhörerzahl sehr oberflächlich, und ich verließ den Stand auch bald wieder.

 

Beim Schlendern durch die beiden Etagen der Halle 3 sah ich auch bekannte Autoren, wie z. B. Jonas Jonasson, der von seinem Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg, bekannt ist und gerade eine Fortsetzung dazu veröffentlicht hat.  Getroffen habe ich auch Sebastian Fitzek, dessen Thriller ich gerne verschlinge, mit dem ich sogar ein paar Worte wechseln konnte und der sich sogar für ein Foto in Pose stellte. Auch der unvermeidliche und endlos schreibende  Anselm Grün lief mir wieder über den Weg. Im Lesezelt erlebte ich Ernst Merkinger, der sehr gestenreich und mit Bildern untermalt aus seinem Buch "Mein Leben ist eine Pilgerreise: Zu Fuß nach Marrakesch" vorlas - ein höchst spannender und zugleich informativer Vortrag.

Der UFO-ähnliche neue "Frankfurt Pavillon" gibt interessante Fotomotive her. Er wirkt von allen Seiten her anders. Ich war aber auch auf sein Inneres gespannt. Die Interpretation der leeren Bücherregale, die man dazu immer wieder liest, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Dort findet sich in meinen Augen nur ein riesiger Vortragssaal. Da hatte ich mir deutlich mehr erhofft.

Absolutes Highlight war dagegen der Pavillon des Gastlandes Georgien. War ich im vergangenen Jahr von der Präsentation Frankreichs enttäuscht, so war ich hier von den Eindrücken überwältigt. In der abgedunkelten großen Halle wirkten organische Holzelemente, Stoffbahnen und eine gezielte Lichtsetzung. Die Grundstruktur lieferte das georgische Alphabet, das aus 33 Schriftzeichen besteht. Wirkte schon das große Ganze auf mich sehr spannend, so erlebte  ich beim Eintauchen noch weitere höchst interessante Elemente, wie z. B. ein kleines Holzgebäude, in dem Bilder der georgischen Hauptstadt Tiflis von berühmten Magnum Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Robert Capra oder Martin Parr zu sehen waren - ein kleine, aber feine Ausstellung, mit der ich hier überhaupt nicht gerechnet hatte. Die große Bandbreite der georgischen Literatur wurde ebenfalls sehr gut verdeutlicht, überraschend war für mich die erstaunlich hohe Zahl deutscher Übersetzungen. Immerhin kannte ich eines der vielen Bücher: Nino Haratischwilis "Das achte Leben", ein recht dicker "Schinken", dessen Lektüre sich aber lohnt, ein Familienroman, eingebettet in die georgische Geschichte des 20. Jahrhunderts mit den heftigen georgisch-russischen Auseinandersetzungen. Ein zweites Buch dieser Autorin liegt immerhin schon in meinem Stapel zu lesender Bücher.

Ein Rundgang durch die Halle 4.1, in der neben Kunstverlagen auch der immer wieder spannende Buchmessenschwerpunkt  "THEARTS+" zu finden ist, beendete meinen diesjährigen Buchmessentag. Kunst und Literatur vermischt mit digitalen und virtuellen Effekten, diese intensive immer wieder neue künstlerische Auseinandersetzung ist irgendwie sehr prickelnd. Mit schweren Beinen und brennenden Fußsohlen schleppte ich mich danach zur U-Bahn. Die vielen tollen Impressionen haben diesen Tag wieder sehr lohnenswert gemacht und auch meine Speicherkarte gut gefüllt. Buchmesse, ich komme wieder!!!