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Seneca und die Achtsamkeit - Fotografietipps

Das größte Lebenshindernis ist die Erwartung: Abhängig vom Morgen, verliert sie das Heute. Über das, was in der Hand des Schicksals liegt, verfügst du, doch das, was in deiner Hand liegt, lässt du dir entgehen. Wonach hältst du Ausschau? Wonach streckst du dich? Alles Künftige ist ungewiss: Lebe jetzt gleich. Lucius Annaeus Seneca (ca. 4 v. Chr.-65 n. Chr.)

 

Diesen Spruch von Seneca habe ich in der vergangenen Woche auf einem Kalenderblatt entdeckt. Mit neun Jahren Lateinunterricht und dem "Großen Latinum" (Das gab es damals noch!) ist mir Seneca natürlich ein Begriff. Ich habe in meiner Schulzeit auch einiges von ihm in der Originalsprache gelesen bzw. ins Deutsche übersetzt. Der Schwerpunkt lag aber mehr auf dem Übersetzen als auf dem Auseinandersetzen mit den Aussagen dieser alten und großen Philosophen. So staunte ich schon als ich das Kalenderblatt fand. Seneca als Vertreter der Achtsamkeit, mich reizt das jetzt mehr von ihm zu lesen, aber nicht mehr auf Latein, sondern schon in einer deutschen Übersetzung. Ich wundere mich zwar immer wieder wie viel vom Lateinunterricht noch da ist, aber lange Texte übersetzen, das wäre mir doch zu anstrengend. 

 

Da mein Barcelona-Trip noch in mir wirkt, habe ich die Worte Senecas auch irgendwie sofort mit meinen Fotografie-Erfahrungen in Barcelona verbunden. Das Fotografieren hat dort zwar wieder richtig Spaß gemacht, aber mir ist in den vergangenen Monaten so vieles ins Bewusstsein getreten,  so dass sich auch mein Fotografieren deutlich gewandelt hat. Ich habe versucht das Wesentliche davon in einigen Tipps zu formulieren, die auf den ersten Blick sicherlich ungewohnt scheinen, aber durch meine eigenen Erfahrungen - auch gerade in Barcelona - belegt sind: 

  1. Wenn dich ein Motiv anspringt, dann fotografiere sofort - jetzt!  Später ist oft zu spät. Das Licht ist anders, die Situation ist vorbei, es  steht etwas vor dem Motiv, ...
  2. Halte die Kamera immer griffbereit! Manche Szenen oder Motive gibt es nur sehr kurzfristig. Ich bevorzuge daher schon seit Längerem einen Diagonalgurt. 
  3. Habe die Kamera immer dabei! Ich habe in Barcelona ein einziges Mal die Kamera im Hotel gelassen, aus Faulheit bzw. Müdigkeit und es sehr bereut.
  4. Fotografiere mit dem Sucher! Der zeigt dir dein Bild, Beim Blick auf das Display wirkt auch noch das Umfeld und oft auch das störende Licht.  Es zeigt viel  Ablenkendes, das Bild lässt sich schwerer beurteilen. Als langjähriger analoger Fotograf habe ich damit kein Problem, einige Versuche (spaßeshalber) mit dem Display zu fotografieren haben mich bestätigt. 
  5. Traure einem nicht gemachten Bild nicht nach! Das bremst dich aus. In der Streetfotografie passiert das eigentlich ständig. Nach dem Verlassen der Sagrada Familia in Barcelona ging mir das auch so, ich hatte das Gefühl, eine Menge Bilder nicht gemacht zu haben. 
  6. Wenn dir ein Bild im Sucher nicht 100%ig gefällt, dann mache es erst gar nicht! Es belastet nur deinen Speicherplatz und hemmt deinen Blick auf die wirklich guten Motive und Bilder.
  7. Wenn dir ein Bild misslingt, dann lösche es konsequent und sofort! So passiert das z. B. sehr oft in der Streetfotografie. Die Personen verhalten sich anders als vermutet, eine andere Person läuft ins Bild.

Vielleicht kannst du ja selbst den einen oder anderen Tipp bestätigen, oder du versuchst dich einmal daran. Für mich hat das inzwischen sehr viel mit Achtsamkeit zu tun, auch mit Achtsamkeit dem Bild gegenüber. Ich mache viele Bilder, die ich früher gemacht hätte, nicht mehr, weil sie einfach nichtssagend sind. Ich bin auch meinen Bildern gegenüber sehr viel kritischer geworden und viele schneller zum Löschen bereit - und das entlastet. 

 

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