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Wiedersehen im Schlafmohn

Vorgestern war ich mit einem alten Freund in den Schlafmohnfeldern bei Germerode (http://www.mohnbluete-meissner.de/startseite/). Auch bedingt durch verschiedene Erkrankungen meinerseits hatten wir uns in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren. Neben unserem Beruf verbindet uns das Hobby des Fotografierens. Früher haben wir uns oft getroffen, um uns gegenseitig unsere Urlaubsdias zu zeigen, das waren schöne Zeiten. Vor einigen Tagen rief er mich unverhofft an und fragte, ob ich Lust hätte mit ihm zum Fotografieren zu den Mohnfeldern zu fahren. Das haben wir dann auch gemacht. Schon bei der Hinfahrt tauschten wir uns in intensiven Gesprächen aus. Es war wieder wie in früheren Zeiten, das ist einfach schön. Bei den Mohnfeldern staunten wir über die Blütenpracht. Ein findiger Gastwirt, der nebenberuflich auch Landwirt ist, kam vor einigen Jahren auf die Idee, auf seinen Feldern Schlafmohn auszusäen. Dieser Anbau ist bei uns genehmigungspflichtig, auch wenn die hier ausgesäte Sorte praktisch kein Opium enthält. Ein 4 km langer Weg verbindet die Felder und führt durch sie hindurch. So wurde auch zu Zwecken der Vermarktung von anderen Produkten der Mohntourismus angekurbelt. Die Mohnblüte hat gerade erst begonnen und es war an unserem Tag noch herrlich ruhig. So waren wir immer wieder alleine in den Feldern. Das wird sicherlich in den nächsten Wochen nicht so bleiben, die vorhandenen Parkplätze deuten das an. Wir konnten uns in aller  Ruhe unserem Hobby widmen und jede Menge Mohnbilder machen. 

Ich weiß zwar nicht, was ich mit 200 Mohnbildern anfangen soll, aber allein das Fotografieren hat viel Spaß gemacht. So geht es mir oft, getreu nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Der Moment des Fotografierens ist der spannende. Achtsamt gingen wir auf strohbedeckten Pfaden durch den Mohn. Wir sprachen nicht viel, konzentrierten uns auf die Motive: Einzelne Mohnblüten in Nahaufnahme, manchmal auch mit Insekten, den Blick über die zahlreichen Blüten und auch die Einbettung der Mohnfeldern in die herrliche Landschaft. Die unzähligen Blüten hatten in dieser Umgebung fast schon etwas Unwirkliches. Ich habe so etwas noch nie gesehen, es war fantastisch im wahrsten Sinne des Wortes. Die Initiatoren dieses Mohnspektakels haben auch viele Sitzmöglichkeiten bei den Mohnfeldern aufgestellt. Auch wir nutzten sie, um in aller Ruhe diese Naturschauspiel auf uns wirken zu lassen. Das hatte schon fast etwas Meditatives, Achtsamkeit und Fotografie waren in perfekter Kombination. Zweieinhalb Stunden haben wir für die 4 km gebraucht. Wir haben uns viel Zeit gelassen, immer wieder neue Motive entdeckt, jede Mohnblüte schien uns noch schöner als die vorhergehenden, die Felder boten immer wieder neue Ausblicke. Es war achtsames Genießen pur. Auf der Rückfahrt waren wir immer noch begeistert von dem Erlebten und wir vereinbarten in Zukunft, öfter mal gemeinsam zu fotografieren.  Die lange Konzentration auf ein Motiv, den Mohn, war eine sehr spannende Erfahrung, die ich auch bei anderen Motiven immer mal wieder

versuchen werde, enge Motivwahl und intensives Konzentrieren hat sehr viel mit Achtsamkeit zu tun.