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24 Stunden

... Blutdruckmessung muss ich über mich ergehen lassen. Ich bin gespannt wie die Nacht wird. Ich vermute, da wird die Achtsamkeit mal wieder gefragt werden. Ich merke jetzt am Abend schon wie sich die Zeit dehnt, wie lang 24 Stunden sein können. Auch das ist mal wieder eine Erfahrung. Jede Viertelstunde heißt es innehalten, während der Messung den Arm ruhig halten. und gleichsam achtsam werden auf den eigenen Körper. 

Bei der Überschrift "24 Stunden" denkt man ja vermutlich eher an anderes, z. B. Autorennen. Es gibt auch Kneipen, die 24 Stunden geöffnet  haben. Vor Jahren habe ich schon an Supermärkten in England  gelesen, dass man dort durchgehend 24  Stunden einkaufen kann. Es hat mich damals  gereizt, mal nachts um drei in einen großen Tesco-Markt zu fahren und zu schauen, was da nachts los ist. Ich habe es aber dann doch nicht gemacht, mein Schlaf war mir wichtiger. Online geht ja inzwischen alles. Bei Hotlines stelle ich auch immer mehr fest, dass sie rund um die Uhr besetzt sind. Ich frage mich schon, ob das sein muss. Wir Menschen brauchen doch auch Ruhephasen und die liegen von Natur aus in der Nacht.

 

Sicherlich gibt es Berufe, die auch nachts arbeiten müssen, man muss das aber nicht auf alle möglichen anderen Tätigkeiten ausdehnen. Achtsamkeit dem einzelnen Menschen gegenüber heißt für mich auch, ihm den naturgegebenen Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten. Achtsamkeit heißt für mich aber auch, nicht ungezügelt Tag und Nacht dem Kommerz zu verfallen. Aus meinem eigenen Leben kenne ich noch die Zeiten als die Geschäfte abends um 18 Uhr und samstags um 14 Uhr schlossen und das ging auch. Es war genug Zeit, Geld auszugeben. 

Fotografisch geben solche längeren Zeiträume auch etwas Positives her. Ich kann mir eine längere Zeit zum Fotografieren nehmen, versuche mich in Projekten wie z. B. meinen Tagesablauf in regelmäßigen zeitlichen Abständen (z. B. alle 30 Minuten) zu dokumentieren. Spannend kann auch sein von einem Punkt mit guter Aussicht in regelmäßigen Abständen mit Hilfe eines Statives immer wieder das gleiche Motiv bzw. die gleiche Blickrichtung zu fotografieren, um z. B. den Wolkenverlauf oder auch die Sonnenwirkung festzuhalten.Spannend kann es auch sein, auf bestimmte Naturphänomene zu warten, wie ich es in zwei Nächten auf Island auf der Polarlichtsuche erlebt habe. In der ersten Nacht hatten wir einen wunderschönen freien und klaren Sternenhimmel mit guter Weitsicht - aber kein Nordlicht. In der zweiten Nacht lag unser Hotel mitten in einem Wald - wobei es in Island kaum Wald gibt. Die Prognose für Nordlicht war wider Erwarten recht gut, also haben wir es von der Feuertreppe des Hotels aus versucht. Stundenlang lagen wir auf der Lauer und immer wieder neu - auch nach längeren Pausen - faszinierte das Nordlicht. Es war bitterkalt, einer nach dem anderem verzog sich ins warme Hotel. Ich habe bis zum Schluss durchgehalten, bis erkennbar war, dass die Nordlichter sich verzogen. Es war ein zwar sehr kaltes, aber dennoch wunderschönes Erlebnis. Es gibt im Netz viel bessere Nordlichtbilder, aber meine eigenen betrachte ich immer wieder voller Staunen und Achtsamkeit.

 

Ein Tag ist lang, das zeigt mir meine heutige Erfahrung. Etwas Positives daraus zu machen ist unsere Aufgabe. Gut genutzte Zeit wird wertvoller. Sie ist das, was bleibt. Sie ist die sinnvoll erlebte Gegenwart, die dem Leben Tiefe gibt.